Jens Rausch: MILES (Meilen)

8 April - 13 May 2022

The show "MILES" will close this Friday, with a Finissage going from 6 - 9 PM. 

 

(Deutsche Version unter der englischen)

 

It is what it is: earth, crushed brick, lime, ash and soot.... "MILES" is a description of the structures and surface nature of our world. Satellite images - realistic, abstract, topographic. As soon as photos appear from space, they already seem to hold problematic substrates and essences: acid rain effects;, calcified, leached and eroding soils;, salinization;, heat fields;, karstification;, erosion;, clearing and devastation.

 

This is exactly what Jens Rausch is interested in - pictorial, processual, and material wise - and what he deals with in his works. Within this subject, he creates works full of experimentation, which Jens does 'for relaxation' in addition to his other series of works from the material digs, layers, erodes, oxidizes, flows or swirls. Each work is created on the basis of a unique pictorial idea. Jens Rausch gives the works titles that rather describe the respective processes and that he understands as a kind of work instruction of his craft: sinks, earth history, swirls, currents. This ambiguity is evident, for example, in the work titled "Stream," which shows a river course in a kind of nocturnal top view. With shimmering gold leaf and thus reminiscent of a circuit board, a light situation is created that materially as well as metaphysically stands for the energy flows of our time and is simultaneously juxtaposed with the natural course of the river.

 

It often remains vague in Jens Rausch's new pictorial worlds whether, for example, the cloud formations are industrial emissions, fires, or natural clouds of fog; if the structures are of artificial, of man-made origin, or whether they come from a natural source. As a painter, he transfers abstraction into reality here: the sometimes hazily applied veil of clouds indicates that here the abstraction was not generated merely by chance, material and structural properties, but that a concrete pictorial information is involved.

 

And this is exactly how Jens Rausch works: he triggers many of the processes artificially-artistically, creating what he refers to as continuous pictorial pieces, while sharpening the processual and individual parts meticulously. These processes have their origin in a kind of primordial mass, which Jens brings partly modeling on the canvas, paints, glues, mounts and then, for example, literally modeling combs through, leeches, etches, layers or washes off, the natural washouts and erosions. This is done appropriately with a comb, another thinning or layering device. He breaks the canvas or structured material masses again and again to create erosions, "earth cracks" and abrasions with it. Like the true history of the earth, Jens Rausch thus (re-)interprets or transforms his works materially, and in them he shows us the artificial and man-made and thus makes it literally comprehensible. One can grasp both structurally and haptically the scrapes, ridges and elevations in the works.

 

In his new series of works "MILES", Jens Rausch creates sceneries of a world that, in the image detail, again and again clearly harbor catastrophic developments. What seems peaceful and aesthetic from far away and on a small scale, in reality shows disastrous environmental developments: Iron-siltation, clearing, mineral prospecting, urban sprawl, desertification, the deprivation of natural resources. Limitations and demarcations, social and political, also flow into the pieces, a repeating theme in his works. Thus Jens Rausch creates with his landscape formations not least a kind of pictorial description of a constant change and fragility or brittleness of our habitual surface.

 

In the context of the solo exhibition "MILES" Jens Rausch shows those works partly arranged on the floor as a kind of map, even as an "eclectic" mind mapping, to which viewers experience access despite the rather large degree of abstraction of the painting.

 

Not least through the cognitive glasses of his own experiences and in his own inner location of a view of the earth from above, Jens Rausch's work changes our direction of vision several times and on many levels and thus turns the perspectives on a world known to us upside down in the truest sense, both materially and metaphysically.

 

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Es ist, was es ist: Erden, zermahlener Ziegelstein, Kalk, Asche und Ruß... „MILES“ ist eine Beschreibung der Strukturen und der Oberflächlichkeit unserer Welt. Satellitenbilder – realistisch, abstrakt, topografisch.

 

 

Sobald Fotos aus dem Weltall auftauchen, scheinen diese bereits problematische Substrate und Essenzen in sich zu bergen: Saurer Regen, verkalkte, ausgelaugte und erodierende Böden, Versalzungen, Hitzefelder, Verkarstungen, Erosionen, Rodungen und Verwüstungen. Genau das ist es, was Jens Rausch malerisch, prozesshaft und materiell interessiert und womit er sich in seinen Werken beschäftigt. Er erschafft innerhalb dieses Sujets Werke voller Experimentierfreude, die der Maler, wie er selbst sagt, ‚zur Entspannung‘ neben seinen anderen Werkserien aus dem Material schürft, (auf-)schichtet, erodiert, oxidiert, verströmt oder verwirbelt.

 

Jedes Werk wird anhand einer ureigenen Bildidee geschaffen. Dabei gibt Jens Rausch den Werken Titel, die doch eher die jeweiligen Prozesse beschreiben und die er als eine Art Arbeitsanleitung seines handwerklichen Tuns versteht: Senken, Erdgeschichte, Verwirbelungen, Strömungen. Diese Mehrdeutigkeit zeigt sich beispielsweise im Werk mit dem Titel „Strom“, die einen Flusslauf in einer Art nächtlichen Aufsicht zeigt. Mit schimmerndem Blattgold und dadurch an eine Leiterplatte erinnernd, entsteht eine Lichtsituation, die materiell wie metaphysisch für die Energieflüsse unserer Zeit stehen und gleichzeitig dem natürlichen Flussverlauf gegenübergestellt wird.

 

Generell bleibt es in Jens Rauschs neuen Bildwelten jedoch oft vage, ob es sich beispielsweise bei den Wolkenformationen um industrielle Emissionen, Brände oder natürliche Nebelschwaden handelt. Ob also die Strukturen eines künstlich menschengemachten oder eines natürlichen Ursprungs entstammen. Als Maler überführt er hier die Abstraktion in die Realität: Der mitunter dunstig aufgetragene Wolkenschleier verweist darauf, dass hier nicht die Abstraktion bloß durch Zufall, Material und strukturelle Eigenschaften generiert wurde, sondern dass es sich hierbei um durchaus konkrete Bildinformationen handelt.

 

Und genau so arbeitet Jens Rausch: Er löst viele der Prozesse künstlich-künstlerisch aus, generiert – wie sonst auch – immer wieder den Zufall und bezieht sich fortlaufend malerisch darauf, schärft dabei das Prozesshafte und einzelne Partien teils akribisch aus. Jene Prozesse haben ihren Ursprung in einer Art Urmasse, die der Künstler teils modellierend auf die Leinwand bringt, malt, verklebt, montiert und anschließend beispielsweise wortwörtlich durchkämmt, laugt, ätzt, abschichtet oder eben abwäscht, den natürlichen Auswaschungen und Erosionen gleich. Dies geschieht entsprechender Weise eben mit einem Kamm, einem anderem durchforstendem oder aufschichtendem Gerät. Er bricht die Leinwand bzw. strukturierten Material-Massen immer wieder neu auf und erschafft damit Erosionen, „Erdrisse“ und Abschürfungen.

 

Der wahrhaften Erdgeschichte gleich, (re-)interpretiert bzw. transformiert Jens Rausch somit materialbedingt seine Werke, führt uns darin das künstliche und menschengemachte vor Augen und lässt es so wortwörtlich begreifbar werden. Denn diese Schürfungen, Grate und Höhungen lassen sich wunderbar strukturell und äußerst haptisch erfassen.

Jens Rausch deutet in seiner neuen Werkserie „MILES“ auf Szenerien einer Welt hin, die im Bildausschnitt immer wieder deutlich katastrophale Entwicklungen in sich bergen. Was von weit weg und im Kleinen also friedlich und ästhetisch wirkt, zeigt in Wahrheit desaströse Umweltentwicklungen: Eisen-Verschlammungen, Rodungen, mineralische Schürfungen, Zersiedelung, Verödung, den Entzug natürlicher Ressourcen. Aber auch Begrenzungen und Grenzziehungen, sozial und politisch, fließen in die Arbeiten des Künstlers ein, und tauchen in seinen Werken immer wieder auf.

 

Dadurch schafft Jens Rausch mit seinen Landschaftsgebilden nicht zuletzt eine Art bildliche Beschreibung einer beständigen Veränderung und Fragilität bzw. Brüchigkeit unserer habitablen Oberfläche.

 

Im Rahmen der Einzelausstellung „MILES“ zeigt Jens Rausch jene Arbeiten teils auf dem Boden liegend arrangiert als eine Art Landkarte, gar als ein „eklektizistisches“ Mindmapping, zu dem Betrachtende trotz des recht großen Abstraktionsgrads der Malerei Zugang erfahren. Nicht zuletzt durch die Erkenntnisbrille der eigenen Erfahrungen und in der inneren Verortung einer Erdansicht von Oben. Jens Rauschs Werk wechselt mehrfach und auf vielerlei Ebenen unsere Blickrichtung und stellt damit die Perspektiven auf eine uns bisher bekannte Welt im wahrsten Sinne sowohl materiell wie auch metaphysisch auf den Kopf.

 

 

 


 

 

Unsere Galerie wird im Programmteil „Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der bundesweit bedeutenden Kulturlandschaft“ im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

 

 

 

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